Angst beim Reiten – oder sonstwo mit dem Pferd – fühlt sich nicht einfach nur nach „ein bisschen mulmig“ an. Sie hat etwas sehr Körperliches.
Sie taucht in dem Moment auf, in dem du eigentlich einfach nur einen normalen Tag mit deinem Pferd verbringen willst – und dann macht dein Körper plötzlich etwas, das du nicht vorgesehen hast.
Vielleicht merkst du es zuerst daran, dass dein Atem ganz flach wird, dein Herz plötzlich viel zu schnell schlägt, oder dass dein Körper ganz steif und fest wird und du dich im Sattel unwillkürlich zu einer kleinen Kugel zusammenkrümmst (du weißt schon – Rücken rund, Knie hochziehen, Oberkörper vorbeugen).
Oder daran, dass du anfängst, gedanklich durch die Gegend zu springen und alle möglichen „Was wäre wenn“-Szenarien durchzugehen (und davon hat dein Kopf eine Menge auf Lager). Vielleicht bekommst du auch einen Tunnelblick und kannst kaum noch klar denken. Und während du versuchst, „bei dir“ zu bleiben, merkst du, wie du gleichzeitig immer mehr um Fassung und Kontrolle kämpfst, weil die Angst in dir aufsteigt wie eine Welle und du nichts dagegen tun kannst.
Ängstliche Reiter = kleine Schisser?
Einige Menschen glauben, Angst beim Reiten sei ein lächerliches, mentales Problem. Etwas, das man mit „Mut fassen“, „durchreiten“ oder „sich nicht verrückt machen“ lösen könnte. Oder mit noch mehr Reitunterricht und Konfrontation mit der albernen Angst, die andere, „richtige Reiter“, schließlich auch nicht haben.
Und wenn es dann alles nicht klappt und du wieder mit Kloß im Hals und Herzrasen im Sattel hockst, fühlt es sich an wie ein persönliches Scheitern. Du glaubst womöglich, dass du eben ein kleiner Schisser bist. Vielleicht wirst du von deinem Umfeld sogar so bezeichnet. Dabei hat das alles überhaupt nichts mit Charakterstärke oder Willenskraft zu tun.
Angst ist ein biologischer Prozess.
Dein Körper reagiert: die Biologie der Angst
Wenn der Körper mal erlebt hat, dass etwas zu viel war – zu plötzlich, zu schnell, zu unvorhersehbar – dann speichert er das nicht als „eine Situation“, sondern als ein Muster im Nervensystem ab. Dabei ist es egal, ob du beim Reiten mal einen Sturz erlebt hast, oder ob du in deinem Alltag das Gefühl von Kontrollverlust oder großer Überforderung hattest.
Dein Körper entscheidet, bevor du nachdenken kannst: „Das könnte wieder gefährlich sein. Ich sichere dich lieber ab.“ Und schüttet jede Menge Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol in deinen Blutkreislauf aus, um sicherzustellen, dass du die Situation überlebst. Dass dein Pferd vielleicht sehr brav ist, ist deinem Körper dabei völlig egal. Adrenalin und Cortisol sind es auch, die für die heftige Körperreaktion verantwortlich sind, die du erlebst.
Und damit ist der Punkt erreicht, an dem die Angst längst nicht mehr „gedanklich“ steuerbar ist. Sie läuft über Körperreaktionen, viel schneller als dein Verstand. Und deswegen hilft es auch nicht, sich zusammenzureißen oder bewusst gelassen zu bleiben. In dem Moment, in dem dein Körper Alarm schlägt, hat der logisch denkende Teil in deinem Gehirn schlicht nichts mehr zu melden.
Du kannst in diesem Zustand leider auch nicht mehr harmonisch oder fein reiten – nicht, weil du es nicht genug versuchst, und auch nicht, weil du nicht ordentlich reiten kannst, sondern weil es physiologisch unmöglich ist. Und das ist auch der Punkt, an dem die meisten in den Teufelskreis rutschen.
Der Teufelskreis beginnt genau dort, wo du versuchst, dagegenzuhalten:
Wenn du die Angst anrollen spürst, ohne richtig mit ihr umgehen zu können, dann versuchst du, dich irgendwie zu retten und sie zu verhindern:
- du kämpfst dagegen an, setzt dich dabei aber noch mehr unter Druck, was die Angst nur weiter verstärkt,
- du versuchst „Kontrolle“ zu erlangen über dich, dein Pferd, die Situation, wirst dabei aber nur fester im Körper (und wirst deswegen auch instabiler in deinem Sitz im Sattel und verlierst schneller dein Gleichgewicht),
- du versuchst zukünftig, angstmachende Situationen, wo es nur geht, zu vermeiden, was ebenfalls auf lange Sicht die Angst verstärkt und deinen Handlungsspielraum mehr und mehr verengt.
Das alles fühlt sich in diesem Moment vielleicht wie das letzte bisschen Sicherheit an, hilft dir aber effektiv nicht weiter, ganz im Gegenteil. Und: es verstärkt nur deine Angst.
Als Reitcoach für Pferdemenschen mit Angst helfe ich meinen Kunden im 1:1-Coaching und in meinem Onlinekurs „Deine Mutreise – raus aus der Angst beim Reiten und am Pferd“, genau aus diesem Teufelskreis wieder auszusteigen.
Und wie reagiert dein Pferd, wenn du Angst hast?
Sicher hast du auch schon die Erfahrung gemacht, dass die meisten Pferde etwas…komisch wurden, wenn du Angst hattest. Denn das Pferd spürt natürlich deine Spannung. Und Pferde reagieren darauf so stark, weil Spannung für sie immer etwas mit „es passiert gleich was!“ zu tun hat.
Das bedeutet: Während du krampfhaft versuchst, ruhig zu bleiben (du merkst es schon…), bekommt dein Pferd das Signal, dass etwas nicht stimmt. Es wird guckig, unsicher oder verhält sich und will nicht weitergehen und wird umso unzufriedener und spanniger, je mehr du es vorwärts schicken willst.
Es macht dann einen Satz in der Gruselecke, und tut womöglich genau das, was du befürchtet hast. Und das wiederum verstärkt das Gefühl in dir, dass du wirklich vorsichtig sein musst. So landet ihr beide an genau dem Ort, an dem sich niemand mehr sicher fühlt.
Angst verschwindet nicht, wenn du sie bekämpfst – sondern wenn du lernst, sie zu regulieren
Angstabbau bedeutet nicht „einfach ab jetzt Umdenken“ oder „ab jetzt alles anders machen“. Das funktioniert so nicht – es ist nämlich zuallererst ein körperliches Umlernen. Selbstregulation ist der Schlüssel zum Erfolg.
Es geht darum, zu verstehen:
- Wie die Angst in deinem Körper entsteht, und wie du aufhörst, sie versehentlich schlimmer zu machen,
- Wie du sie früh wahrnimmst und handeln kannst, bevor sie dich überschwemmt,
- Und wie du deinen Körper dann wieder zurück in den Zustand von Sicherheit führst.
Und das lässt sich ganz praktisch trainieren und anwenden. Du kannst es tun, während du reitest – und auch schon vorher, am Boden, im Stall, im Kontakt mit deinem Pferd. Ganz am Anfang übst du es sogar ohne Pferd, bis du dich auf Knopfdruck entspannen kannst.
Ganz besonders wertvoll – aber eigentlich nicht verwunderlich – ist es, dass einige derer, die ich begleite, nicht nur im Stall eine merkliche Erleichterung spüren, sondern auch im Alltag. Dass sie insgesamt gelassener, freier und sicherer werden, und generell seltener besorgt, ängstlich und angespannt sind.
Handlungsspielraum trainieren
Wenn du deinem Körper beibringst, gezielt runterzukommen, statt automatisch Alarm zu fahren, dann bekommst du in jeder Situation etwas zurück, das man weder über Willenskraft, simple Tricks oder mutmachende Zitate herstellen kann:
Echten Handlungsspielraum.
Das ist der Moment, an dem du nicht mehr automatisch reagierst, sondern wieder entscheiden kannst, statt der Angst und dem Stress, den Gedankenspiralen und den belastenden Gefühlen von Versagen und Scham ausgeliefert zu sein.
Das ist übrigens auch genau der Moment, in dem du starten kannst, deine Komfortzone, die bisher wie ein Gefängnis für dich war, auszudehnen – jetzt kannst du anfangen, das, was dir solche Angst macht, kleinschrittig zu üben. Du könntest dich zum Beispiel auf das Galoppieren vorbereiten. Oder auf das Ausreiten. Wenn du es aber zu früh versuchst, bevor du dein Nervensystem und deine Gedanken beruhigen kannst, dann wirst du fast unweigerlich Rückschläge erleiden und keinen dauerhaften Erfolg haben – die Angst bleibt, oder wird sogar schlimmer. Weil dir der echte Handlungsspielraum noch fehlt.
Wieder Handlungsspielraum zu entwickeln, kannst du in der Zusammenarbeit mit mir und auch für dich allein im Mutreise-Onlinekurs Schritt für Schritt erreichen. Auch wenn es sich jetzt noch so schwer anfühlt, und die Angst gerade noch so übermächtig ist.
Warum Reitunterricht das nicht leisten kann
Vielleicht hast du es beim Lesen schon gemerkt: Die Reitbahn ist nicht der Ort, wo du so etwas lernen kannst. Reitunterricht konzentriert sich auf Technik, Hilfengebung, Sitz, Lektionen. Alles total wertvoll – setzt aber voraus, dass dein Nervensystem nicht in Alarm ist. Wenn dein Körper in der Schutzreaktion feststeckt, dann kannst du nicht fein reiten, wie sehr du es auch versuchst, weil deine Muskeln dabei nicht mitspielen – sie sind fest und machen ihr Ding, ohne dass du das ändern könntest.
Darum bringt mehr Unterricht in diesem Zustand meist nur Frust, weil du die Anweisungen gar nicht so richtig umsetzen kannst. Du weißt, wie es gehen müsste – aber du bekommst es nicht hin. Und das fühlt sich an, als wärst du das Problem. Dabei ist dein Nervensystem einfach nur überfordert.
Angstabbau braucht deshalb einen eigenen Prozess, der dort ansetzt, wo die Angst entsteht (und das ist nicht deine Technik im Sattel): Angstabbau startet im Körper, im Nervensystem, aber natürlich auch bei den Gedanken, die die Angst aus Versehen schlimmer machen. Wenn du den Prozess einmal kennst und verstanden hast, dann hast du ein Werkzeug, das dir dein Leben lang dient und dich von äußeren Umständen – z. B. dem Wetter oder dass deine Freundin mitkommt – frei macht. Egal, ob du reitest, Bodenarbeit machst oder spazieren gehst.
Weißt du eigentlich schon, wie stark deine Angst dich beim Reiten und im Zusammensein mit deinem Pferd einschränkt – ganz objektiv betrachtet? Wenn du willst, dann finde es jetzt heraus: mit einem schnellen Test deiner Reitangst, wo du auch erste Tipps bekommst, was für dich und deinen Weg aus der Angst wichtig sein könnte.
Was du brauchst: eine konkrete Anleitung zum Angstabbau
Angst ist komplex und individuell – so sehr, dass kein Blogartikel der Welt dir ganz genau erklären kann, wie du sie loswirst. Auch wenn ich trotzdem hoffe, dass dir jetzt nach dem Lesen vielleicht ein klitzekleines bisschen leichter ums Herz ist, weil du einen ersten Eindruck hast, warum es so ist, wie es ist.
Angstabbau ist ein Prozess, der nicht einfach mit „tue das und das“ angestoßen werden kann und fertig. Leider nicht! Was du wirklich brauchst, ist regelmäßiges Input, Anleitung, Erklärungen, Übungen.
Du brauchst aber auch einen klaren Rahmen mit durchdachter Struktur, damit du weißt, was du gerade tun sollst. Du brauchst ebenso eine Rückfallebene, damit du durchhältst, auch dann, wenn es mal schwierig wird. Einen Plan B mit Sicherheitsnetz, wenn du das Gefühl hast, zu scheitern. Angst beim Reiten abzubauen ist ein Weg von mehreren Wochen oder auch Monaten.
Ich habe aus diesem Prozess, der raus aus der Angst im Sattel führt, einen Onlinekurs – nein, kein Kurs, vielmehr ein Selbstcoaching – für dich erstellt.
Wenn du deine Angst beim Reiten in den Griff bekommen möchtest, dann schau dir gern mal meinen 8-Wochen-Selbstcoaching-Onlinekurs „Deine Mutreise – raus aus der Angst beim Reiten und am Pferd“ an – vielleicht ist das genau das Ding für dich.
Die Mutreise – raus aus der Angst beim Reiten und am Pferd
Es ist kein reiner Mentaltraining-Kurs und auch kein Reitkurs – obwohl für beides Übungen drin sind. Die Mutreise ist eine komplexe, aber trotzdem einfach zu befolgende Raus-aus-der-Angst-Anleitung, mit der du deinen ganz individuellen Weg aus der Angst beim Reiten oder im Umgang mit dem Pferd finden kannst.
Du lernst ganz konkret:
- wie Angst in deinem Körper entsteht
- wie genau du – in deinem individuellen Fall – sie selbst aus Versehen schlimmer machst – und wie du damit aufhören kannst
- wie du die Angst erkennst, bevor sie dich überrollt
- wie du deinen Körper Schritt für Schritt wieder in die Handlungsfähigkeit bringst
- wie du dich wieder klar und ruhig fühlst
- und wie du das allein und gemeinsam mit deinem Pferd üben kannst, effektiv und ohne jegliches „Jetzt reiß dich mal zusammen“.
Die Mutreise führt dich durch einen Prozess, der Angst verständlich und vor allem beeinflussbar macht. Damit du ihr nicht mehr ausgeliefert bist und endlich etwas tun kannst, wenn sie wieder auftaucht. Sodass du wieder das mit deinem Pferd machen kannst, was du dir so sehr wünschst, aber gerade vor lauter Angst nicht schaffst. Und damit dein Pferd wieder jemanden an seiner Seite hat, der handlungsfähig ist, ihm Sicherheit gibt und es souverän und gelassen führen kann.
Schau dir gern hier den Mutreise-Onlinekurs an, und hier habe ich dir nochmal den Test „Wie stark schränkt dich die Angst mit deinem Pferd ein?“ verlinkt.
Mehr zum Thema „Angst beim Reiten“
Im nächsten Artikel der Serie erfährst du, warum Angst beim Reiten oder im Umgang mit den großen Vierbeinern uns so stark an unserem Selbstbild als Reiter und Pferdemenschen zweifeln lässt – und uns oft tief bis in unsere Identität hinein erschüttert.
Falls dein Thema Katastrophen-Gedanken im Sattel sind, nach dem Motto, „Was alles passieren könnte“, oder wenn du dich beim Reiten festmachst und versuchst, alles im Griff zu haben, damit ja nichts passiert, dann gelangst du hier weiter zu Angst vor Kontrollverlust beim Reiten.
Wenn du erfahren möchtest, wie ich als erfahrene Reiterin plötzlich Angst im Sattel bekam und nicht mehr aufsteigen konnte, und wie ich es geschafft habe, wieder reiten zu können, dann kommst du hier zum Artikel.
Wusstest du, dass viele Menschen nach einem Sturz, einer Pause oder mit 40, 50 oder 60 plötzlich Angst beim Reiten entwickeln, dass das aber oft gar nicht die eigentliche Ursache ist? Erfahre hier mehr darüber.







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